InsurTechs als Partner für Versicherungen

Ilie
5. Dezember 2020

Die Versicherungsbranche ist in den letzten Jahren unter Druck geraten. Angesichts des Erfolgs von Technologieunternehmen sind die Unternehmen gezwungen, ihre Strategie zu überarbeiten, um mit den anstehenden Herausforderungen Schritt zu halten. Erfahren Sie warum gerade InsurTechs keine Konkurrenten, sondern Partner sein sollten.

Die Versicherungsbranche ist in den letzten Jahren unter Druck geraten. Angesichts des Erfolgs und der zunehmenden Allgegenwärtigkeit von Technologie sind die Unternehmen gezwungen, ihre Strategie zu überarbeiten, um mit den anstehenden Herausforderungen Schritt zu halten. Compliance-, Regulierungs- und Rechtsfunktionen drängen die Versicherungsbranche dazu, mit weniger mehr zu erreichen, ohne Kompromisse bei der Wertschöpfung einzugehen. Auf globaler Ebene geht es den Aufsichtsbehörden vor allem darum, den Datenschutz zu gewährleisten. Nur so können die Risiken, die mit der unsachgemäßen Erhebung, Speicherung, Nutzung und Handhabung von Daten verbunden sind, gemindert werden, während auf der anderen Seite die Kontrolle über persönliche Daten an die Verbraucher zurückgegeben wird. 

Was die eigentlichen Herausforderungen betrifft, besteht die wichtigste darin, dass InsurTechs mit Ihrer digitalen Arbeitsweise, die aktuellen regulatorischen Rahmenbedingungen aufbrechen. Anstatt mit diesen Digital Natives zu konkurrieren oder sie zu blockieren, wäre es besser, mit ihnen zusammenzuarbeiten; eine Partnerschaft einzugehen und von den digitalen Kompetenzen zu profitieren, die sie in Bereichen wie Vertrieb, Underwriting, Organisation oder Schadenmanagement bieten.

Die Technologie hat bewiesen, dass sie in der Lage ist, die Versicherung, wie wir sie kennen, völlig neu zu gestalten. Der Zugang zu massiven Datenmengen aus Telematik, Wearables und weiteren intelligenten Geräten wird weithin genutzt, um Geschäftsentscheidungen zu beeinflussen. Der Wandel ist unvermeidlich, und damit Versicherer ihren Kundenstamm erweitern können, müssen sie mit FinTechs und InsurTechs zusammenarbeiten. So erhalten sie einen Wettbewerbsvorteil. 96% der Versicherer sind davon überzeugt, dass digitale Ökosysteme die Branche beeinflussen. Alte Geschäftsmodelle laufen Gefahr, durch das Aufkommen neuer Dienstleistungen und vernetzter Technologien nicht mehr wettbewerbsfähig zu sein. 

Versicherung 2.0: InsurTechs als Retter in der Not  

Die Versicherungsunternehmen sind sich bewusst, dass die FinTech-Revolution nicht mehr aufzuhalten ist. Laut einer PwC-Studie erkennen 74% der Versicherer an, dass Innovationen ihr Geschäft herausfordern. Während 43% angeben, dass sie bereits mindestens eine Form von FinTech-Lösung in ihre Unternehmensstrategie implementiert haben, haben nur 28% eine Partnerschaft mit einem FinTech-Unternehmen geschlossen. 

Das Ziel eines InsurTechs ist es nicht, mit traditionellen Versicherern zu konkurrieren, sondern mit ihnen zusammenzuarbeiten und ihnen innovative digitale Lösungen anzubieten, um einen Wettbewerbsvorteil zu erhalten. InsurTechs allein können keine neuen Kunden gewinnen in einer Welt, die von strengen Regeln und Vorschriften sowie großen Branchenakteuren wie Allianz, AXA, ING, MetLife und anderen dominiert wird. Da die digitale Transformation an Fahrt aufnimmt, erkennen die Versicherer, dass sie die Digitalisierung nicht mehr stiefmütterlich behandeln können. Der Digital Accelerator und die Digital Labs der Allianz sind ein aktueller Beweis dafür, dass InsurTech die Antwort auf die Erneuerung einer produktorientierten Branche ist. 

Über die Jahre hinweg hat sich die Versicherungsbranche als ziemlich resistent gegenüber Veränderungen erwiesen. Mit dem Aufkommen der Digitalisierung sammelten eine wachsende Zahl von Tech-Startups geschätzte 1,7 Milliarden Dollar an Investitionen ein. Anders als traditionelle Unternehmen halten sich InsurTechs an die Gesetze der Serviceanpassung, Geschwindigkeit und Effizienz, um die digitalen Bedürfnisse des modernen Kunden zu erfüllen. Um tiefere Dateneinblicke zu erhalten, nutzt Tractable beispielsweise KI, um die Art und Weise zu verändern, wie Autoversicherer mit Unfallschäden und Katastrophenhilfe umgehen. Das Startup wertet Echtzeit-Fotos aus, um Reparaturkosten zu kalkulieren und den Schaden zu bewerten - und der gesamte Prozess dauert Minuten anstatt Tage. 

In Deutschland hat Friendsurance ein Monopol in der InsurTech-Landschaft: eine digitale P2P-Versicherungsplattform, die 2017 erkannte, dass sie nicht mit den etablierten Unternehmen konkurrieren kann. Infolgedessen hat Friendsurance ein zusätzliches Geschäftsfeld eröffnet: Digitale Bancassurance, dessen Ziel es ist, die Versicherungsdienstleistungen von Banken und Versicherungen in Deutschland wie der Deutschen Bank und der R+V Versicherung zu digitalisieren.

Key Takeaway: Bislang haben es Insurtechs nicht geschafft, eigenständige Geschäftsmodelle zu entwickeln. Ihre Strategie ist es nicht, kapitalintensive und stark regulierte Risiken oder die Verantwortung für das Underwriting zu übernehmen. Stattdessen bieten sie Mehrwertdienste an, von denen traditionelle Versicherer profitieren können – wenn sie offen sind für die digitale Transformation, Kundenzentrierung, Kundenbindung und Monetarisierung von Kundenbeziehungen. Allerdings gibt es auch Ausnahmen: Das US-amerikanische Unternehmen Lemonade will ein globaler Disruptor werden. Ihr Wertversprechen: Künstliche Intelligenz, maschinelles Lernen und Bots zu nutzen, um Bürokratie und Makler zu ersetzen.

Entwirren der Digitalisierung

Online-Schadenmanagement und Online-Versicherungsvertrieb - zwei der wichtigsten Meilensteine in der Geschichte der Versicherung - sind in der Hoffnung entstanden, Prozesse zu digitalisieren und Abläufe zu verschlanken. Allerdings agieren Online-Versicherungsvertriebe als Vermittler. Sie besitzen den Kunden nicht, sie überbrücken lediglich die Lücke zwischen der Schadenbearbeitung und der Verbindung des Kunden mit der Versicherungsgesellschaft. 

Wie Tech-Giganten die Versicherung disruptieren können 

Anstatt zu befürchten, dass InsurTechs stärker reguliert werden und Konzerne wie ING, Generali oder Allianz verdrängen, sollte der Fokus auf den großen Tech-Playern liegen: Amazon, Google und Alibaba. Amazon zum Beispiel hat aufgrund seiner Vertriebskompetenz die Oberhand. Das Unternehmen kann es sich leisten, traditionelle Versicherungsunternehmen an Bord zu holen und ihnen im Gegenzug für neue Kunden eine hohe Gebühr zu berechnen. 

Der globale Versicherer Liberty Mutual schloss eine Partnerschaft mit dem Hersteller von intelligenten Schlössern August Home, um Kunden einen Mehrwertdienst in Form von 100-Dollar-Rabatten auf August-Home-Schlösser zusammen mit einem 5-Prozent-Rabatt auf Hausversicherungen anzubieten. Amazon könnte seine Position als E-Commerce-Händler genauso gut nutzen, um ein großer Versicherungsvertrieb zu werden. Prime-Kunden, die ein bequemes Versicherungsangebot für ihre bei Amazon gekauften Produkte suchen, würden das Angebot sehr attraktiv finden.  

Kundenzentriertheit: der Schlüssel zum "Life Coach" für den Versicherten 

Die großen Versicherungsunternehmen haben kein Einkommensproblem, sondern ein Kostenproblem. Sie könnten viel profitabler arbeiten, wenn sie sich stärker an den Bedürfnissen ihrer Kunden orientieren würden. Genau wie im Bankwesen lag ihr Fokus früher auf dem Produkt und dem Risiko und nicht auf dem Kunden. Als Konsequenz entwickelten sie eine produktorientierte Technologie, deren Zweck es war, als "Notfallmanager" zu fungieren, wenn etwas passiert. 

Ein bemerkenswerter Paradigmenwechsel begann, als Big-Data-Analytik und KI die Szene betraten und Druck auf die etablierten Versicherungsunternehmen ausübten und sie zwangen, jeden Aspekt ihres Geschäftsmodells zu überarbeiten. Die Zukunft der Versicherung ist unweigerlich mit einer digitalen, nahtlosen Bereitstellung verbunden, die von leistungsstarken Analysen beherrscht wird. InsurTechs sind eher Augenöffner für Versicherer, die sich digitalisieren und kundenzentriert werden wollen, als dass sie in Notsituationen nützlich wären. 

Key Takeaway: Immer mehr Versicherer wollen nicht mehr als reiner “Notfallmanager” agieren, sondern als "Lebenspartner" für ihre Endkunden. Sie wollen nicht mehr nur vermitteln, wenn etwas passiert. Sie wollen da sein, um zu verhindern, dass etwas passiert, um die Kosten von Schadenfällen zu reduzieren. Und die Art und Weise, wie sie das tun: indem sie über Mehrwertdienste zu einem Partner des Kunden werden.

Dienstleistungen mit Mehrwert: Es ist an der Zeit, dauerhafte Beziehungen aufzubauen 

Mehrwertdienste rücken hauptsächlich durch Veränderungen von Angebot und Nachfrage in den Fokus. Auf der Nachfrageseite müssen die Versicherer mit ihren Produkten und Dienstleistungen kundenorientierter werden. Die Kunden sind heute anspruchsvoller denn je; sie sind es, die den Wert definieren. Aufgrund der Digitalisierung haben sie Erwartungen und die Unternehmen sind gezwungen, mehr zu interagieren und diese Erwartungen schnell und zu den wettbewerbsfähigsten Tarifen zu erfüllen.  

Auf der Angebotsseite ermöglichen es fortschrittliche Analysen und vernetzte Technologien den Versicherern, genaue Erkenntnisse zu gewinnen und eine langfristige Beziehung zu den Kunden aufzubauen. Über Wearables, Heimsensoren, Fitnessbänder oder Möglichkeiten, die sich aus dem Open Banking ergeben, können sie in Echtzeit Daten zur Risikoexposition sammeln. Auf diese Weise können Versicherer während des gesamten Kundenlebenszyklus Mehrwertdienste anbieten und nicht nur, wenn der Kunde einen Notfall hat.

Das Risiko, den Versicherer wegen eines günstigeren Preispakets zu wechseln, wird schließlich sinken. Wenn ein Versicherer in der Lage ist, einen Mehrwert zu bieten und damit mehr Berührungspunkte zu schaffen, werden die Kunden über die Kosten hinaus schauen. An dieser Stelle kommt Etvas ins Spiel.  

Etvas für Versicherungen 

Heute muss jeder einzelne Versicherer den gleichen Prozess durchlaufen, um dem Endkunden Mehrwertdienste anzubieten. Die Zeit, die ein Versicherungsunternehmen heute für die Suche, die juristische Vertragsverhandlung und die Integration von Zusatz-Services aufwenden muss, beträgt oft bis zu 18 Monate. Mit unserem digitalen Marktplatz für Mehrwertdienste gibt es nur noch die Auswahl der richtigen Services und ein Go-Live ist 10x schneller erledigt. Das Ergebnis der Nutzung des ETVAS-Marktplatzes: 

  • Einfacher Übergang vom Notfallmanager zum Life Coach für eine bessere Kundengewinnung und -bindung.  Aktivieren Sie online in Minutenschnelle relevante Services für Ihre Endkunden aus unserem Servicekatalog. Erweitern Sie Ihr Angebot jede Woche, wenn neue Dienstleistungen und Anbieter verfügbar werden.
  • Umsätze und Margen steigen! Das Anbieten von Zusatzleistungen zur richtigen Zeit, am richtigen Ort und zum richtigen Preis hilft Ihnen, Ihren Kundenstamm zu monetarisieren. 
  • Kosten runter! In einem fragmentierten Markt kostet die Beschaffung von Mehrwertdiensten Zeit und Geld. Technisch ist die Integration anspruchsvoll und teuer. Etvas ist ein übergreifender Marktplatz, auf dem alle Dienstleistungen an einem Ort verfügbar sind. Sie können innerhalb von Tagen loslegen, anstatt Monate oder Jahre zu brauchen.
  • Die Kundenerfahrung für den Endbenutzer wird durch ein einziges Login und eine einzige Zahlung für alle Serviceanbieter stark vereinfacht. Entweder durch die Nutzung des White-Label Mobile-First-Portals oder durch unsere APIs und SDKs, um Ihren Endkunden über Ihren Online-Mitgliederbereich mit nur wenigen Klicks Zugang zu einer Welt von Dienstleistungen zu geben.

Abschließende Gedanken

Die meisten Versicherungspakete, die von den Top-Marktteilnehmern angeboten werden, sind vergleichbar. In der Regel entscheiden sich die Kunden für das billigste Angebot, weil es niemanden gibt, der sie vom Gegenteil überzeugt. Sie wählen aus, zahlen und warten, bis etwas Dringendes passiert, um einen Schaden anzumelden. Der Mangel an Service-Personalisierung und Individualisierung in der Versicherungsbranche hat zu einem Preiswettbewerb mit einer Preisspirale nach unten geführt, die sich mit dem Eintritt der digitalen Giganten in die Szene voraussichtlich noch beschleunigen wird. Während InsurTechs nicht alleine arbeiten können (aufgrund der strengen Vorschriften), können es sich alteingesessene Versicherer nicht leisten, sie zu ignorieren, weil sie die Technologie besitzen, um ihnen zum Erfolg zu verhelfen.